In der Zielsetzung sind sich alle einig: Bei einem erneuten Starkregenereignis muss die Stadt Kitzingen besser auf die Wassermassen vorbereitet sein. Neben der Fortführung des Sturzflutrisikomanagements in Zusammenarbeit mit der Environment-Tech-Firma Spekter GmbH, laufen auch Gespräche mit anderen maßgeblichen Akteuren. Kürzlich saßen OB Stefan Güntner und Mitarbeiter des Bauamtes und des Sachgebietes Sicherheit und Ordnung mit Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes an einem Tisch.
Die Ortsbegehungen sind erfolgt, jetzt gilt es, sinnvolle Maßnahmen auf den Weg zu bringen, die aufeinander abgestimmt sind. „Hochwasserschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, betonte die Abteilungsleiterin des WWA im Tätigkeitsbereich Landkreis Kitzingen, Cornelia Simon. Viele Akteure sind eingebunden, viele Details müssen beachtet werden. Wem gehören die Flächen, die für Hochwasserschutz-Maßnahmen geeignet sind? Können sie im Notfall enteignet werden? Haben bauliche Maßnahmen an einer Stelle negative Auswirkungen auf Wohngebäude oder andere Bauwerke wie beispielsweise Straßen an benachbarter Stelle? „Wir müssen das Fall für Fall im Detail überprüfen“, betonte ihr Kollege Alex Eppinger.
Neuralgische Punkte für das WWA sind sowohl der Einlauf in den Stadtgraben auf Höhe der WSG als auch der Ausfluss unterhalb der B8-Brücke. Dort hatten die Wassermassen im Juni 2024 letztendlich für die Überschwemmung der Tiefgarage im Feuerwehrgebäude geführt. Eine Renaturierung bzw. Verbesserung des natürlichen Rückhalts könnte dort künftig genauso helfen wie an der Wiese entlang der Kaltensondheimer Straße. Entlang der Alemannenstraße seien nach Ansicht der Stadt Rückhalteflächen denkbar, beispielsweise eine Mauer unterhalb des Bolzplatzes. Auch oberhalb des Abzweigs in Richtung B8 könnten Retentionsräume entstehen. Maßnahmen, die per se keinen Hochwasserschutz darstellen, aber nach Überzeugung von OB Stefan Güntner und den Verantwortlichen im Städtischen Bauamt die Situation verbessern könnten. „Allerdings müssen wir berechnen, wie lange das Wasser dort bei einem HQ-100-Ereignis stehen bleibt und ob die Bundesstraße dabei beeinträchtigt werden könnte“, gab Cornelia Simon zu bedenken.
Die Not der Betroffenen und deren Sorge vor einem vergleichbaren Ereignis konnten alle Beteiligten nachvollziehen. „Deshalb wollen wir auch möglichst schnell mit konkreten und sinnvollen Maßnahmen starten“, so OB Stefan Güntner. Vorher muss die umfangreiche Bestandsanalyse und Risikobeurteilung allerdings abgeschlossen werden. Die sind die Voraussetzung für etwaige Förderungen. Danach sind erste Vermessungen im Gelände und – nach Genehmigung – auf Privatgrundstücken möglich. Mit den Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes will die Stadt sich zeitnah erneut zusammensetzen, um die Fördermöglichkeiten für konkrete Maßnahmen schon einmal zu besprechen.