Anselm Caliz (1882-1964)

Wohnhaus im Texasweg 3

Der am 9. Oktober 1882 in Segnacco (Provinz Udine) geborene Anselm Caliz kam bereits als 9-Jähriger nach Deutschland und fand in einer Ziegelei in der Nähe von Penzberg im Werdenfelser Land Arbeit. Nach der Hochzeit mit Anna Klarwein aus Farchant ließ er sich 1913 in der Gemeinde nieder und bezog noch im Dezember das selbst erbaute Haus. Das Glück war jedoch nicht von langer Dauer, denn nach dem Eintritt Italiens in den Krieg wurde die Familie 1915 nach Peißenberg „zivilinterniert“ und musste das eigene Haus aufgeben.

Durch den Auftrag seiner Baufirma gelangte Caliz 1917 ins mainfränkische Eibelstadt, von dort führten ihn die Arbeiten zum Bau von Wasserleitungen Ende des Ersten Weltkriegs nach Kitzingen, wo er auf dem Flugplatz für italienische und französische Kriegsgefangene zudem auch noch dolmetschte. Den Kontakt zu seiner noch in Eibelstadt wohnenden Familie konnte Caliz nur mit einer Sondererlaubnis und nach längerem Fußmarsch pflegen. Nach Kriegsende sollte die Familie nach Italien abgeschoben werden. Erst die Hilfe des Sulzfelder Landtagsabgeordneten Hans Hartmann befreite ihn von allen bürokratischen Fußangeln und die Familie Caliz durfte für immer in Deutschland bleiben. Das damals knapp über 10.000 Einwohner zählende Kitzingen wurde ihre neue Heimat.

Die Wohnungssuche gestaltete sich seinerzeit für einen Ausländer, der aus einem Land stammte, das mit Deutschland Krieg geführt hatte, äußerst schwierig. Drei Wohnungen in der Altstadt bedeuteten für den Neubürger nur eine vorübergehende und unbefriedigende Lösung. Die Familie fühlte sich isoliert und nicht angenommen. Der Wunsch nach Eigenständigkeit war groß und Caliz sparte eisern, bis er das Geld zusammen hatte, um am 28. Mai 1921 das Grundstück auf Flur-Nummer 5792 neben der Kreisgeflügelanstalt mit einer Fläche von 1890 Quadratmetern von der Stadt Kitzingen zu erwerben. Da es so entlegen war und die Gegend am Galgenwasen mit ihren Bäumen und Sandäckern eher einer Wildnis glich, kostete es nur 1500 DM.

Caliz rodete den Platz eigenhändig und fällte 57 Bäume, um aus dem unwegsamen Gelände einen Baugrund zu machen. Aus Steinbrüchen in Hohenfeld und Albertshofen holte er sich die Steine, die er für seinen Hausbau benötigte. Bauführer Fischer von der Firma Benz und Schardt fertigte den Plan an. Als gelernter Maurer verstand es Caliz, mit allen technischen Problemen fertig zu werden. Das Essen kochte er im Freien an der Baustelle.

 

Unermüdlich arbeitete er an Sonntagen und nach Feierabend, und noch im selben Jahr konnte die Familie nach Fertigstellung des ersten Raumes das neue Heim beziehen. Das notwendige Trinkwasser musste jedoch zunächst noch täglich aus der „Gollers-Mühle“ (später Sägewerk Goller) an der Sickershäuser Straße herbeigeschafft werden. 

Insgesamt dauerte der Hausbau jedoch zwei Jahre. Direkt am Haus schachtete Caliz einen Brunnen aus, holzte ein Waldgrundstück ab und legte einen Gemüsegarten an. Mit dieser Pionierleistung wurde Anselm Caliz zu Kitzingens erstem Siedler. Seinem Auszug aus der Altstadt in die Ödnis aus Sandäckern, Fichten und einem kleinen Weiher kam eine Signalwirkung zu. Sie leitete den Aufbruch der Kitzinger zur neuen Siedlung am Stadtrand ein.

Im Jahr 1929 fand Anselm Caliz endlich direkt in Kitzingen eine Arbeit, im Baugeschäft von Benz & Schardt war er als Maurer bis 1937 beschäftigt. Danach ging er als Betriebsmaurer zur Lebkuchenfabrik Gebrüder Schmidt nach Mainbernheim. Die letzten Kriegsjahre ab 1943 und noch viele weitere Jahre darüber hinaus arbeitete er in der Kitzinger Umgebung, um seine geringe Rente aufzubessern. 

1956 starb Anselm Caliz Ehefrau Anna. Nach deren Tod wohnte er zusammen mit der Familie seines ältesten Sohnes Michael in dem 1921 erbauten Eigenheim am Texasweg 3. Seinen letzten großen öffentlichen Auftritt hatte er bei der Siedler-Kirchweih im August 1963. Gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Oskar Klemmert fuhr er im offenen Wagen beim Umzug mit. Nach einem Magenleiden starb Anselm Caliz am 3. April 1964 in Kitzingen.

Der Kitzinger Künstler Klaus Rother hat dem Siedlungsgründer Anselm Caliz, der sich durch sein freundliches Wesen und seine Hilfsbereitschaft überall beliebt gemacht hatte, vor der Haupt- und Grundschule Siedlung mit einer 1965 geschaffenen Brunnenfigur (Bronze auf Muschelkalksäule) ein schönes Denkmal gesetzt. Es stellt einen fleißigen Siedler mit Gartenschürze und Gießkanne dar. Der Name Caliz wird mit der Siedlung für immer untrennbar verbunden bleiben.

Literatur: Kitzinger Zeitung vom 4. April 1964, 6. Oktober 1962 und 8. Juni 1974.

Die Brunnenfigur aus Bronze auf Muschelkalksäule stellt einen fleißigen Siedler mit Gartenschürtze und Gießkanne dar.