Engelbert Bach (1929-1999)

Wohnhaus in der Würzburger Straße 26

Der bekannte Heimat- und Mundartdichter Engelbert Bach ist am 7. April 1929 in Kitzingen geboren worden. Sein Vater war der Handwerker und langjährige Stadtrat Franz Bach (1899-1977). Er erlernte das Handwerk eines Polsterers, machte seine Meisterprüfung und übernahm 1955 das Raumausstattungsgeschäft seines Vaters, bevor er zwischen 1957 und 1958 als Gasthörer drei Semester Literaturgeschichte und Philosophie an der Universität Würzburg belegte. Kurz nach Abschluss seiner Lehre als Polsterer trat Engelbert Bach erstmals literarisch in Erscheinung, und zwar als Mitgestalter und Texter der so genannten „Häckerchronik“ anlässlich der 1200-Jahrfeier der Stadt 1951 (in dieser Chronik wird die Geschichte der Stadt Kitzingen in verschiedenen Szenen von Laienschauspielern in Mundart dargestellt). Dass der junge Bach vielseitig begabt war, zeigte sich schnell, denn der damals 22-Jährige hat nicht nur einen beträchtlichen Teil der Chronik geschrieben, sondern bei der Uraufführung auch den Häcker, also den Erzähler gespielt, der die Überleitungen zwischen den einzelnen Episoden spricht.

Der intelligente, weltoffene Polsterermeister engagierte sich von Beginn an in der neu gegründeten Volkshochschule im literarisch-heimatlichen Bereich und wurde durch Dichterlesungen im gesamten fränkischen Raum bekannt. Seit 1960 veröffentlichte Bach alljährlich zur „Ebshäuser Kerm“ im „Kirchweihgeneraler“ und unter dem Pseudonym „Moustgoicker“ zahlreiche Gedichte und Erzählungen in der „Kitzinger Zeitung“. Darüber hinaus betätigte er sich seit 1964 als Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks im Studio Franken und hatte dort seine eigene Mundartsendung. Seine dortige Karriere begann als Mundartsprecher in einem Feature über den Wiederaufbau Würzburgs. In späterer Zeit betätigte er sich als Autor von Hörbildern und verschiedenen Mundartbeiträgen. Bach führte zudem Regie bei der Laienspielgruppe der Kolpingfamilie und trat als Büttenredner der Kitzinger Karnevalsgesellschaft in Erscheinung.

Telegramm an Harrn Pätrus - Kitzinger Zeitung vom 17. Juli 1954
 Stadtarchiv Kitzingen

Der Polsterermeister aus Kitzingen galt als Philosoph unter den fränkischen Mundartdichtern. Seine Fantasie und sein Gedankenreichtum waren unerschöpflich, sein Humor hintergründig und fein. Bach war ein genauer Beobachter der Menschen im täglichen Leben, hinterfragte ihre Gedanken und registrierte die fränkische Natur und wie die Menschen in ihr leben und mit ihr umgehen. Er wollte jedoch nie um jeden Preis witzig sein. Der Künstler umrahmte im Landkreis Kitzingen viele Weihnachtsfeiern, Weinproben und kulturelle Veranstaltungen. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehören „Plaudereien aus Franken“ (1959 erschienen), erlauscht von Engelbert Bach, „Fränkische Weihnachten“ (1963) und „Es bleibt kee Bee unterm Tisch“ (1970). Insgesamt brachte er 15 Gedichtbände heraus, die meisten im Marktbreiter Verlag Siegfried Greß.

 

Am 7. April 1979 erhielt Engelbert Bach zu seinem 50. Geburtstag den Kulturpreis der Stadt Kitzingen. 1985 wurde er mit dem Frankenwürfel, 1992 mit dem Kulturpreis des Steigerwaldclubs und im gleichen Jahr mit dem Kulturpreis des Bezirks Unterfranken ausgezeichnet, der ihm am 12. Januar 1993 verliehen worden ist. Trotz all dieser Auszeichnungen ist der Künstler stets bodenständig und bescheiden geblieben und hat sich nie in den Vordergrund gestellt. Bach, der aus der lokalen Kulturszene der Kitzinger Nachkriegszeit nicht wegzudenken ist, verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit am 4. November 1999 in Kitzingen. Im Kitzinger Neubaugebiet „Buddental“ ist dem unvergessenen und weit über die Grenzen Frankens hinaus bekannten Kitzinger Mundartdichter Engelbert Bach eine Straße gewidmet.

Gedichtbände:

1959    Plaudereien aus Franken. Kitzingen
1963    Fränkische Weihnacht. Gerabronn
1970    Es bleibt kee Bee unterm Tisch. Marktbreit
1971    Schiessbuednbluma und andere Kirchweihgeschichten. Marktbreit
1976    Lieber gsund und reich. Marktbreit
1978    Zwölf Kilometer auf Bethlehem. Marktbreit
1980    Gemischt- und Kurzwaren. Marktbreit
1982    Schtarn, Schtroh und Schtall.
           Weihnachtliches in unterfränkischer Mundart. Marktbreit
1983    Dia erschtn fufzich Johr. Marktbreit
1984    Vitus-Geschichtn. Marktbreit1986    Krippelesfiguren. Weihnachtliche
           Geschichten und Gedichte in unterfränkischer Mundart. Marktbreit
1989    Johratag, Gedichte in unterfränkischer Mundart. Marktbreit
1992    Kee Wort zuviel. Marktbreit
1995    Das Fest. Von den Vorbereitungen,
           der Durchführung und einem zufriedenen Ende. Volkach
1999    Auf wos wart mer denn? Volkach

 

 

Doris Badel