Johann Daniel Sander (1680-1731)

Wohnhaus in der Rosenstraße 17

Johann Daniel Sander wurde am 9. Juli 1680 in Maienfels, Herzogtum Württemberg, als Sohn des Pfarrers Heinrich Sander geboren. Er starb am 22. Juni 1731 in Kitzingen. Johann Daniel war der Neffe des ersten Kitzinger Weinhändlers Johann Christoph Sander (1646-1719), der 1667 aus Göttingen in die Mainstadt gezogen ist. Er entstammte einem alten Geschlecht, das seit 1350 in der Reichsstadt Nordhausen, dann in Rom und in Göttingen (von 1560 bis 1696) ansässig war. Die Sanders galten in Göttingen als reiche und sehr angesehene Kaufleute. Sanders Vater Jobst war Mitglied der Kaufmannsgilde, seine beiden Großväter waren Ratsherren. Die Familie zählte zu den „fürnehmsten Bürgern“.

Der junge Johann Christoph Sander begann 1667 bei seinem Onkel Jobst Oppermann, der seit fünf Jahren bereits in Kitzingen wohnte und hauptsächlich mit Wein und Branntwein handelte, eine kaufmännische Lehre. Er blieb insgesamt acht Jahre im Geschäft seines Onkels. Danach ließ er sich als Leinwand- und Weinhändler in der Herrnstraße nieder, wandte sich jedoch im Zeichen der französischen Kriege ganz dem lukrativeren Wein- und Branntweinhandel zu, der ihm großen Reichtum bescheren sollte.

Von 1676 bis 1708 stand er an der Spitze des Handelshauses Sander, das mit Branntwein und Wein in Kitzingen handelte und sogar Handelsbeziehungen u.a. nach Holland und Westfalen unterhielt. Zusammen mit Kaspar Wilhelm Rittershausen erlangte er ein Monopol für Transithandel mit Branntwein im Hochstift Würzburg. Sander hatte einen stattlichen Besitz an Weinbergen, Gärten und Äckern, betrieb darüber hinaus noch Geld- und Häusergeschäfte. Mit dem Steuerwert seines Vermögens, der 1685 bei 2.141 Gulden lag, war Sander neben Kaspar Wilhelm Rittershausen der reichste Kitzinger Bürger.

Johann Christoph Sander war zudem ein leidenschaftlicher Kämpfer für den evangelischen Glauben und war Mitglied im evangelischen Gemeindeausschuss. 1685 wurde er durch einstimmigen Beschluss der evangelischen und katholischen Ratsmitglieder in den Inneren Rat gewählt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt stieg er zu einem der wichtigsten Führer der evangelischen Gemeinde auf.

Im Sommer des Jahres 1692 holte Sander seinen damals 12-jährigen Neffen Johann Daniel mangels Erben zu sich nach Kitzingen und adoptierte ihn später. 1697 erwarb Sander, der bis zu diesem Zeitpunkt 16 Jahre lang am Markt gewohnt hatte und zudem ein zweites Haus in der Herrngasse besaß, ein neues stattliches Anwesen mit Garten und geräumigen Weinkellern an der Stadtmauer, unweit des Faltertors in der Rosengasse. Dieses gehörte seit 1687 dem Freifräulein Johanna Juliana von Thüngen, daher auch der damals weit verbreitete Name für dieses Anwesen „Thüngensches Schlösschen“.

 

Das Haus ist 1573 von dem aus Würzburg wegen seines evangelischen Glaubens ausgewanderten Ratsherren und späteren brandenburg-ansbachischen Kammermeister sowie Hausvogt Konrad Müller (1539-1610) erbaut worden. Nach seinem Tod wohnte Sohn Georg Ludwig Müller, fürstlich-brandenburgischer Rat, Klosterverwalter und Kastner, mit seiner Familie darin. Als er nach der Wiedereinlösung Kitzingens durch das Hochstift Würzburg und der damit verbundenen Rekatholisierung Kitzingens im Jahr 1629 mit seiner Frau und den Kindern aus religiösen Gründen nach Neustadt an der Aisch auswandern musste, behielt er „die Behausung am Rosenberg“ bis 1641. In diesem Jahr ist er letztmals im Steuerbuch nachweisbar.

 

Das geräumige Wohnhaus war mit gotischen Stufengiebeln und Erkertürmchen geschmückt. Ein niedriges Nebengebäude mit Stallungen umschloss einen kleinen Hof, in dem sich ein Brunnen befand. In dem neuen Heim wohnten die Sanders über 200 Jahre und durch sie gewann das Haus am Rosenberg eine nicht geringe Bedeutung im Leben der Stadt. Den Stammsitz am Rosenberg verschönerte Johann Christoph Sander, indem er den Garten vergrößerte, zudem ließ er die Fassade nach dem Zeitgeist des 18. Jahrhunderts renovieren. Zwar lebte er in dem großen Haus räumlich von den Nachbarn abgetrennt, doch in regem Verkehr mit der Umwelt. Hier nahm er viele evangelische Bildungsbürger, darunter Lehrer, Ratsherren, Pfarrer und sonstige Mitkämpfer auf und hier versammelte sich häufig die evangelische Gemeindevertretung. Auch sollen in diesem Haus heimlich Predigten und Abendmahl abgehalten worden sein.

Neffe Johann Daniel Sander, seit 1701 Mitinhaber der Branntwein- und Weinhandlung Sander, übernahm die Geschäfte der Branntweinhandlung seit Ende des Jahres 1707 in Eigenverantwortung, da sein Onkel Johann Christoph mit seinem neuen Amt als Steuerherr mehrere Tag in der Woche im Rathaus beschäftigt war und sich nicht mehr mit vollen Kräften dem Geschäft widmen konnte. Nach einigen Jahren wurde ihm auch die Weinhandlung übergeben. Onkel Johann Christoph beschränkte sich von diesem Zeitpunkt an ganz auf die Verwaltung der zahlreichen Liegenschaften und Kapitalien.

Johann Daniel heiratete im Januar 1709 standesgemäß eine Tochter von Rittershausens, Rosina Magdalena Rittershausen. Diese Ehe verband die bei weitem angesehensten und reichsten Familien der evangelischen Gemeinde. Johann Daniel setzte in den folgenden Jahren bis zu seinem frühen Tod 1731 die Lebensarbeit seines Onkels würdig fort. Er erwarb sich durch Erbschaften und Kauf einen stattlichen Besitz an Wein- und Feldgütern, zudem gehörten ihm auch vier Häuser. 1716 wurde er in den Rat gewählt und er verwaltete 1720/21 die Landschatzung.

Sein ältester Sohn Johann Reichard Sander (1713-1782) führte von 1741 bis 1782 die Weinhandlung weiter, wandte sich aber auch verstärkt dem Speditionshandel zu, so dass er 1762 als bedeutendster Handelsherr des Hochstifts Würzburg galt. Seine beiden mittleren Söhne, Johann Heinrich (1756-1815) und Lorenz Daniel (1768-1850), setzten gemeinsam den Weinbau und Weinhandel ihres Vaters fort. Lorenz Daniel erwarb durch seine Heirat mit Justina Magdalena Dedel 1795 ein Haus mit Nebenhaus und Garten in der Falterstraße, Ecke Kapuzinergraben, das bis 1940 im Familienbesitz blieb.

 

Nach der Teilung des Geschäfts 1818 traten der Reihenfolge nach Johann Georg Sander (1797-1860) und Gottleb Friedrich Sander (1800-1867) in das väterliche Handelshaus ein. In der nachfolgenden Generation schließlich verkaufte Franz Sander, Sohn von Gottleb Friedrich Sander und Karoline Lotz, 1893 das Stammhaus in der Rosenstraße 17 an Schreinermeister Andreas Rübig. Dies bedeutete auch das Ende der Weinhandlung „H. Sander & Co.“. Die Weinhandlung in der Falterstraße 13 „Gebr. Sander“, blieb davon jedoch unberührt. Erst 1940 ist die Weinhandlung Sander nach dem Tod des Firmeninhabers Richard Springmann (Sohn von Henriette Sander und Louis Springmann) erloschen.

Quellen:

Hermann Sander, Johann Christoph Sander des Inneren Rats zu Kitzingen (1646-1719), Nürnberg 1932.

Karl Meyer, Die Entwicklung des Weinhandels in Kitzingen, Würzburg 1923/24.

 

 

Doris Badel