Max Fromm (1873-1956)
Geschäftshaus in der Wörthstraße 12
Max Fromm stammt aus Großlangheim. Dort ist er am 1. Juni 1873 als Sohn des jüdischen Weinhändlers Nathan Fromm und dessen Frau Marie Klein aus Memmelsdorf geboren worden. Anfang des Jahres 1896 verlegte er seinen Wohnsitz nach Kitzingen in das neu erbaute prächtige Haus in der Bismarckstraße 5. Die Weingroßhandlung der Fromms jedoch befand sich bereits seit 1892 in der Wörthstraße 12, damit lagen Wohn- und Geschäftshaus in unmittelbarer Nachbarschaft.
Max Fromm, seit 1911 Königlich-Bayerischer Hoflieferant, war in seiner Branche als Weinfachmann und Unternehmer führend. Die Grundlage für den enormen Aufstieg der Firma bildete die weintechnische Kompetenz ihres Inhabers, verbunden mit einer außergewöhnlich guten kaufmännischen Begabung. Dazu gesellte sich eine ausgesprochen „begnadete Weinzunge“. Fromm galt als „Geschmackskünstler“ und als Meister im Verschneiden von Weinen, der dem Geschmack der Kunden Rechnung trug. Er arbeitete fortwährend an der Verbesserung der Kellertechnik und der Lagerfähigkeit des Weins. Trotz der schwierigen Zeiten während und nach dem Ersten Weltkrieg gelang es ihm, durch Innovationen in der Kellertechnik und Verbesserungen der betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Firma ständig zu vergrößern und den Umsatz zu steigern. So war die Weingroßhandlung Nathan Fromm zu dieser Zeit mit 89 Mitarbeitern der größte Betrieb in Kitzingen und zählte zu den größten jüdischen Weinhandlungen Deutschlands. Fromms Umsatz in den 1920er Jahren wird auf mehr als die Hälfte des gesamten Kitzinger Weinverkaufs geschätzt.
Max Fromm galt als großzügiger und äußerst sozialer Unternehmer. Die Löhne und Gehälter für seine Mitarbeiter waren gerecht und gut, die Arbeitszeiten entsprachen gesetzlichen Bestimmungen, Geschäftspartnern und Mitarbeitern gegenüber verhielt er sich stets korrekt. Zu seinen Angestellten pflegte er einen sehr freundlichen Kontakt. In kriegsbedingten Notzeiten spendete er Holz und Kohlen, setzte sich stark für die Familien seiner Belegschaft ein und unterstützte sie über Jahre hinweg in Form von Geld- und Sachspenden.
Im Mai des Jahres 1921 trat Max Fromm als Mitbegründer und Hauptinitiator des „Bocksbeutelweinvertreibs fränkischer Weingutsbesitzer“ hervor. Dieser verstand sich als überregionaler Zusammenschluss fränkischer Winzer, der innerhalb eines Jahres bereits 35 Mitglieder zählte. Fromm sorgte in diesem Zusammenhang auch für die Wiederbelebung der Tradition des Bocksbeutels als Markenzeichen für Frankenweine. Guter Frankenwein in der charakteristischen, auffälligen Flaschenform wurde künftig deutschlandweit abgesetzt. Für seine Verdienste um die Wirtschaft Kitzingens erhielt Max Fromm 1924 den ehrenvollen Titel „Kommerzienrat“.
Auch als Politiker nahm Fromm Einfluss auf das Stadtgeschehen. Er gehörte der liberalen Deutschen Demokratischen Partei an und wurde 1919 zum ersten jüdischen Magistratsrat Kitzingens gewählt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem 1929 erfolgten Wegzug nach Bingen inne. Max Fromm war jedoch nicht nur Geschäftsmann und Politiker, er hatte einen äußerst feinen Kunstsachverstand und trat häufig als großzügiger Mäzen für die Stadt Kitzingen in Erscheinung und trug so für die Verschönerung des Stadtbildes bei. So spendete er 1911 einen neuen Zierbrunnen an der Ecke Bahnhof-/Bismarckstraße, den „Hadlatempel“ in Nähe des Falterturms sowie eine große dekorative Blumenvase vor dem Ranck'schen Haus in der Bahnhofstraße 1.
Die Firma Max Fromm wuchs beständig, so dass die Kellerkapazitäten in und um Kitzingen nicht mehr ausreichten. Seine Großkunden waren unter anderem die Mitropa und der Deutsche Lloyd. Zum Leidwesen vieler Kitzinger verlegte er aus diesen Gründen seinen Firmensitz 1929 in das Zentrum des deutschen Weinhandels, nach Bingen am Rhein.
Die Nazidiktatur zwang Max Fromm 1939 zur Auswanderung nach London und schließlich 1941 in die USA zu seinem Sohn Alfred, der 1936 mit Franz Sichel eine der ganz frühen kalifornischen Weinhandelsfirmen gegründet hat. Max Fromm stellte der Firma Fromm & Sichel sein ganzes Können und Wissen zur Verfügung. Nachdem Max Fromm nach Kriegsende noch einmal seine unterfränkische Heimat besucht hatte, starb er 1956 in San Francisco. Zur Erinnerung an ihn hat der Kitzinger Stadtrat in seiner Sitzung vom 8. Dezember 2005 einstimmig beschlossen, eine neue Straße im Baugebiet Hammerstielweg nach Max Fromm zu benennen.
Literatur: Elmar Schwinger: Von Kitzingen nach Izbica. Aufstieg und Katastrophe der mainfränkischen Israelitischen Kultusgemeinde Kitzingen. In: Schriften des Stadtarchivs Kitzingen (Hrsg. Doris Badel), Band 9, Kitzingen 2009.
Hartwig Behr: Fromm macht „Stürmer“-Schlagzeilen. In: Tauberzeitung vom 5.9.2009
Doris Badel